Gendertrauma, trans, persönlich 

Gut zwei Drittel meines Lebens habe ich mich mehr unbewusst als bewusst für mein Aussehen und meinen Körper zutiefst geschämt - und konnte es mir nicht erklären. Gut 30 Jahre lang habe ich deshalb versucht, mich "unter dem Radar" zu bewegen; habe mich so unauffällig wie möglich gekleidet, um keine unnötigen Blicke auf mich zu ziehen.

Jetzt eröffnen sich für mich immerhin theoretische neue Welten. Kleidung, mit der ich mich ausdrücken kann, füllt meine Wunschliste. Trotzdem ist das Erleben der vergangenen 30 Jahre so tief verinnerlicht, dass ich noch eine ganze Weile brauchen werde, um meinen persönlichen Ausdruck auch in die Öffentlichkeit tragen zu können. Zu groß ist die Angst vor der Scham.

Mir ist bewusst, dass das grundsätzlich irrational ist - alleine aus dem Grunde, dass es 99,999999999% der Menschheit einen Scheiß interessiert, wie ich aussehe. Dennoch sehe ich für mich noch einen langen Weg bis zu dem Tag, an dem ich mich ohne jegliche Bedenken einfach in mein Lieblingsoutfit werfe und auf die Straße trete.

Ich freue mich auf diesen Tag.

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@daswarkeinhuhn Das ist schön, wenn du einen wichtigen Schritt weiter bist, dich ausdrücken zu können.

Was mich interessieren würde (wenn die Frage gestattet ist) wäre, woher diese Scham kommt. Ich hatte in Sachen Kleidung immer nur das Problem mit "Du trägst ja keine Markenklamotten, ih", was wohl wesentlich weniger intensiv ist.

Falls es dir zu persönlich ist, klar, sag einfach "nope", dann ist das für mich abgeschlossen.

Aber falls nicht, kannst du das irgendwie beschreiben? Offener Sexismus, Rollenvorstellungen, die dir aufgezwungen wurden? Oder irgendwie eher subtil? Oder was ganz unerwartetes (aus meiner Sicht) vielleicht?

Gendertrauma, trans, persönlich 

@admitsWrongIfProven@qoto.org Der (vermeintlich) unausweichliche Zwang, mich in meinem bei Geburt zugewiesenem Geschlecht bewegen zu müssen. Ich bin Anfang der 90er in die Pubertät gekommen und so etwas wie Infos oder gar Aufklärung über trans Personen exisitierte damals nicht. Ich war einfach nur falsch.

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@daswarkeinhuhn Also wenn ich es richtig verstehe schon so die sehr direkten Geschlechterrollen, also dass Männer Hosen tragen, keine Pastellfarben, sowas?

Tut mir echt leid, dass die falsch liegenden Menschen eine falsche falschheit gebracht haben, das bringt ja echt niemand was.

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@admitsWrongIfProven@qoto.org Nein, so nicht. ICH war falsch, nicht meine Klamotten. Die habe ich nur so gewählt, damit ich nicht weiter auffalle, dass niemand bemerkt, dass ICH falsch bin.

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@daswarkeinhuhn Ich bin mir nicht sicher, ob ich mitkomme.
Ist das was nach dem Schema "nach ganz viel Trauma habe ich die Schuld auf mich genommen, weil es leichter ist schlecht zu sein als in einer schlechten Welt zu leben"?

Bin mir hier recht unsicher, wenn es für dich unangenehm wird bitte jederzeit Bescheid geben, dass ich Ruhe geben soll.

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