"Die Funktion der Wissenschaft ..." S. 328 +330.
Die Funktion der Wissenschaft beruht mithin auf einer möglichen Reorganisation des Möglichen, auf einer Kombinatorik neuen Stils - und nicht auf einer Abbildung des Vorhandenen, auf einer bloßen Verdoppelung der Gegenstände in der Erkenntnis. Das, was die Wissenschaft als Einheit feststellt (zum Beispiel als Ding, als System, als Atom, als Prozeß), verdankt seinen Charakter als Einheit dann der Wissenschaft, also dem Begriff, und nicht sich selber; was nicht ausschließt (und hier kommen unsere eigenen Untersuchungen in den Blick), daß gerade die Wissenschaft Wert darauf legt, bestimmte Phäno- mene (nämlich autopoietische Systeme) nur unter der Voraussetzung als Einheit zu behandeln, daß man feststellen kann, daß, und wie, sie sich selber als Einheiten produzieren. 328
Es geht dann nicht länger um die Frage, ob der Realitätsbezug der Wissenschaft dogmatisch gesetzt oder skeptisch bestritten werden müsse. An die Stelle dieser Diskussion tritt die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis, die wir aus einem zunächst transzendentaltheoretischen in einen konstruktivistischen, aus einem bewußtseinstheoretischen in einen gesellschaftstheoretischen Kontext überführen. Am Ende einer an Erfolgserfahrungen entlanggeführten Entwicklung zeigt sich heute eine Typik von Wissenschaft, die den Zusammenhang von Auflösung und Rekombination sich selbst zuspricht und darin ihre Technik der Erkenntnisgewinnung sieht, mit der sie ihre Funktion erfüllt. 330
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