Interessanter Weise widerspricht diese Sichtweise (Jünger einer Religion) marktwirtschaftlichen Grundsätzen fundamental. Denn eigentlich ist der Wettbewerb ja erwünscht.
Statt dessen geht es heute oft darum, Kunden ein Gefühl oder eine Hoffnung zu verkaufen. Das klappt letztlich nur, wenn sich Symbole, Bilder und (damit verknüpfte) Produkte faktisch monopolisieren lassen.
Ich bin mir aber nicht sicher, was mit "Betonung des Institutionencharakters moderner Organisation" gemeint ist. Nach meinem Verständnis sind es eher die Institutionalisierung von Symbolen (Marken), die dazu verleiten, Kunden zu Jüngern zu machen, weil sich damit der Wettbewerb einfach ausschalten lässt.
Das Thema Kulturtheorie würde ich gerne nochmal aufgreifen. Ein Blogbeitrag von Rolf Todesco hat einen Gedanken konkretisiert, der mir nach unserem Treffen durch den Kopf ging.
(https://rolftodesco.wordpress.com/2019/06/27/dialog-kultur/)
Wie erwähnt, interessiert mich die Suche nach den Bedingungen für erfolgreiche heterarchische Selbstorganisation. Dabei gehe ich davon aus, dass sich - analog zur Wirtschaftswissenschaft - Strukturen beschreiben lassen müssten, die die Produktion von Sinnüberschuss (?) begünstigen oder beschränken.
Vielleicht ist es - ganz im Sinne von Rolf Todesco - dazu zunächst ausreichend, Differenzen zu ermöglichen.
Ich sehe in der Wirtschaftswissenschaft (WiWi) eine Suche nach den Bedingungen für erfolgreiche Selbstorganisation. Dass diese Selbstorganisation heute weitgehend verhindert wird, hat mE eine ganze Reihe von Ursachen. Es hat aber mE aber auch damit zu tun, dass es bisher nur zaghafte Ansätze gibt, die Grenzen ökonomischer Ansätze in Bezug auf kulturelle Phänomene aufzuzeigen.
Zentrales Element scheint mir im Moment eine Differenzierung zwischen materiellen Dingen und (fremdbestimmter) Arbeit(-szeit) auf der einen und geistigen/immateriellen Phänomenen auf der anderen Seite. Weil es bei der Befriedigung materieller Bedürfnisse um ein möglichst effizientes Operieren mit Knappheiten geht, wird Knappheit in Bezug auf kulturelle Phänomene (evtl. auch Bedürfnisse?) konstruiert. Ausschließbarkeit soll nach der ökonomischen Theorie die Produktion anregen. Was auf Ebene materieller Knappheit Sinnüberschuss produziert, führt bei kulturellen Phänomenen aber zur Monopolisierung von Bildern, Geschichten und Zeichen.
Außerdem schwindet bei kulturellen Phänomenen die Bedeutung von Preisen. Die Produktion wird daher schon heute häufig über Spenden, Einkommensverzichte und Beiträge finanziert, obwohl natürlich ein gewaltiger Teil der Überschüsse des ökonomischen Systems in Werbung und Unterhaltung fließt und gewaltige Ressourcen verbraucht.
@sozialwelten Danke. Auf Twitter hab ich ihn schon gefunden und auch mal auf seine Seite geschaut.
@sozialwelten Hab doch noch was passendes gefunden:
https://parapluie.de/cgi-bin/show.cgi?url=/archiv/indien/selbstbestimmung/index.html&key=emergenz
@sozialwelten Was ist mit Kulturtheorie gemeint? Lässt sich das bei Dirk Baeker nachlesen?