#WissdG "Wie der Begriff der Autopoiesis so bezieht sich auch der Begriff der Geschlossenheit auf die faktisch ablaufenden Operationen eines Systems. Er leugnet nicht, daß die Umwelt kausal auf das System einwirken kann; oder genauer: daß ein Beobachter sehen kann, daß die Umwelt auf das System einwirkt. Vielmehr wird nur behauptet, daß das System seine eigenen Operationen mit Hilfe seiner eigenen Operationen fortsetzt, ohne dabei darauf abzustellen, ob die Operationen intern oder extern verursacht sind. Es wird also nicht die Realität der Umwelt geleugnet, sondern nur gesagt, daß die Unterscheidung von System und Umwelt ebenso wie die Unterscheidung von Ursache und Wirkung (und beides sind Unterscheidungen, die in zwei jeweils unendliche Horizonte verweisen) nicht als unerläßliche Operationsgrundlage dienen, sondern im Gegenteil als Unterscheidungen nur praktiziert werden können, indem (und: dadurch daß) das System seine eigenen Operationen mit Hilfe seiner eigenen Operationen fortsetzt. Es muß, mit anderen Worten, überhaupt faktisch gelebt, bewußt gedacht, kommuniziert wer- den, wenn (durch einen Beobachter, für den das Gleiche gilt) die Frage aufgebracht werden soll, was zum System und was zur Umwelt gehört und ob bestimmte Ursachen bestimmte Wirkungen haben. Dies ist allein schon deshalb eine, scheint mir, unerläßliche Einsicht, weil jede Verwendung der System/Umwelt Unterscheidung eine Bestimmung der Systemreferenz vor- aussetzt, die als Ausgangspunkt dient, und jede Verwendung des Kausalschemas eine Selektion der für maßgeblich gehaltenen Ursachen bzw. Wirkungen voraussetzt und man folglich immer auf die Frage zurückgeworfen wird, wer denn diese Selektion vollzieht". S. 304.