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Also noch mal in Mastodon, diesmal im Zusammenhang. Benjamin unterscheidet in dem Text „Der Erzähler“ zwischen dem Erzähler, dessen Rohstoff die heute immer seltener werdende Erfahrung sei. „Es ist nämlich schon die halbe Kunst des Erzählens, eine Geschichte, indem man sie wiedergibt, von Erklärungen freizuhalten.“ Dagegen setzt er den Romancier, der die Inkommensurabilität des menschlichen Lebens, „die tiefe Ratlosigkeit des Lebenden“ zum Thema mache. Schließlich gibt es noch die Presse, deren Stoff die Information ist. „Die Information hat ihren Lohn mit dem Augenblick dahin, in dem sie neu war. Sie lebt nur in diesem Augenblick, sie muss sich gänzlich an ihn ausliefern und ohne Zeit zu verlieren sich ihm erklären. Anders die Erzählung; sie verausgabt sich nicht.“ Die Information hat auch „den Anspruch auf prompte Nachprüfbarkeit. (...) Wenn die Kunst des Erzählen selten geworden ist, so hat Information einen entscheidenden Anteil an diesem Sachverhalt. (...) Und doch sind wir an merkwürdigen Geschichten arm. Das kommt, weil uns keine Begebenheit mehr erreicht, die nicht mit Erklärungen schon durchsetzt wäre.“
Also viel von uns sind vielleicht Publizisten im Sinne der Presse, aber damit noch lange keine Erzähler oder Romanciers ...

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