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Zu: differentia.wordpress.com/2019
Sicher, lieber Klaus, social media ermöglicht sehr viel und bleibt ein faszinierendes Spielfeld und ich plädiere auch nicht dafür, die ganze vielfältige Welt der social media jetzt nur noch aus der Perspektive von @kusanowsky oder @noemata zu betrachten. Trotzdem - finde ich - hat Alfred Fuhr mit der Wertschätzung deiner Arbeit und zwar unabhängig davon, was Du darüber denkst, Recht. In dem Moment, in dem Du publizierst, geht es auch nicht mehr nur um dich, sondern um einen Organisationszusammenhang namens @kusanowsky in der Organisation Twitter. Es ist ein echtes Problem, wenn einer der originellsten zeitgenössischen Kommunikationszusammenhänge unter der Adresse @kusanowsky einfach ausgeschaltet werden kann und dieser Zusammenhang war und ist auch für mich hartes Brot und Lebensmittel. Ich nehme zur Kenntnis, dass das geht, ich nehme auch zur Kenntnis, dass Du zusammenzuckst ( Sittenpolizei) und dann einfach umschaltest und sagst, neu gruppieren, weitermachen. Es ist aber anders als bei Esperanto nicht so, dass hier einfach nur persuasive Kommunikation, scheitern würde, sondern eher so, dass - wie Peter Mönnikes @pemoe sehr schön geschrieben hat - "zum Recht, ein Taxi betreiben zu dürfen, auch die Pflicht gehört, Personen zu befördern."
Mir scheint also die These der Sperrung von Klaus oder von Sebastian Baumer (@noemata) als bloße Kollision, Unfall oder Überforderung zwar teilweise richtig, aber andererseits auch gegenüber der organisationellen, rechtlichen und politischen Struktur zu fatalistisch und insofern nicht weiterführend. Es gibt benennbare Gesetzesänderungen, die das, was @noemata und @kusanowsky widerfahren ist, sehr viel wahrscheinlicher gemacht haben. Ich meine z.B. das „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“, also einer der vielen Kollateralschäden von Heiko Maas und der großen Koalition. Und ich finde, diese Sachen müssen auch immer und immer wieder benannt werden. Ausgang dieses 2017 verabschiedeten Gesetzes war, dass "bei YouTube 90 Prozent der strafbaren Inhalte gelöscht [wurden], bei Facebook jedoch nur 39 Prozent und bei Twitter nur ein Prozent.“ Bei Wikipedia wird die ganze Problematik (de.wikipedia.org/wiki/Netzwerk) sehr genau beschrieben. Heiko Maas ist die heutige Version der Gustav Noske-SPD und ich werde gegenüber diesen ordnungsstaatlichen Traditionslinien immer unversöhnlicher.
Und ich glaube mit Luhmann, dass „dies erfordert, einerseits die Gesellschaftsperspektive, zweitens die Organisationsperspektive und drittens vielleicht die individuelle Lebensperspektive schon deswegen zu unterscheiden, um sehen zu können, wie diese Perspektiven ineinander übergehen oder wovon wechselseitige Bedingungen abhängen. [...]. Aber man sieht schon die Detailliertheit und die Beschränkungen, die aus einer Zeitplanung in Organisationen resultieren, wobei Organisationen der einzige Mechanismus sind, mit dem zum Beispiel grundlegende Veränderungen der Technik oder tief greifende Reaktionen auf ökologische Probleme durchgesetzt werden können. Es nützt ja nicht, einen ethischen Kanon zu formulieren, der dann bestenfalls in die Hausbriefkästen verteilt wird. Man muss sich immer eine Organisation vorstellen, die das in ihre Zeitplanung umsetzt, und da ergeben sich auch unabhängig von der Frage der Wichtigkeit eines bestimmten Anliegens so viele Beschränkungen, dass es von außen schwer übersehbar ist, was eigentlich technisch, ökonomisch, organisatorisch machbar ist." (Luhmann, Niklas, 2004 (2. Auflage): Einführung in die Systemtheorie, Heidelberg Carl-Auer-System Verlag, S. 216/17)
Konkret scheint mir eine Möglichkeit des rechtlichen und politischen Handelns darin zu liegen, dass Klaus und Sebastian acht weitere Betroffene finden (das sollte nicht so schwer sein) und eine Musterfeststellungsklage über einen eingetragenen Verbraucherschutzverband einreichen, wobei kein Prozesskostenrisiko gegeben ist und deren Sinn darin liegt, die Rechte von einzelnen Verbrauchern gegenüber großen Konzernen zu stärken. (de.wikipedia.org/wiki/Musterfe)

Im übrigen stimme ich zu und schätze deine Nüchternheit und Unsentimentalität, aber in diesem Falle finde ich solltest du oder auch andere, denn Du bist hier nur ein Anderer, bedient und befördert werden.

@pseudoepigraph @pemoe
auf Kusanowskis Anwort folgend:
So sieht also dieses gerade jetzt aus: "Wer Gewalt säht, wird Gewalt ernten.", wer dem dicken Hals folgt, bekommt Angina, wer dagegen hält, kommt nicht weiter. Es braucht mehr, als Deeskalation; Ver-suche/Zer-suche, immer am Ball FÜR ein unbekanntes A-Real und das Offenhalten des schmalen Durchlasses, dem Lernen.

Korruption zu vermeiden, ist eben noch sinnvoller, wenn jenes Anbohren des Bestandes (zu dem, wie man Auswege dort findet, wo diese definitiv nicht möglich sind, könnt ich manch erzählen) dessen Beweglichkeit nachweist/erzeugt. Was also? Beharrlich — lernen, tentakeln, ins Leere basteln, Unheimeligkeit pflegen, oder wie man sonst voran metaphorisieren kann.

In Platons Höhle, den Schattenspielen utopischer Ideen praktisch folgend, hatten die c mit den unwahrscheinlichsten Werkzeugen, notfalls Fingernägeln die Projektionsflächen bearbeitend, jene reiche Welt in den Berg geschabt, von der sie zuvor nichts wußten.

Einen Prozess zu führen, kann in diesem Sinne schon auch ein Werkzeug sein, sofern er sich nicht im Widerstand den Bestand stützend, erschöpft. Eine Lockerungsübung.

@pseudoepigraph @pemoe

"c", Artefakt der Autokorrektur ersetzte, "Troglodyten". Aber doch, "c" als Chiffre für Zeit!? Nicht schlecht, nicht schlecht.

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