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@larsweisbrod
Ich erinnere mich …
Sollte eine Wahlparty in San Diego werden, und als Trump gewählt wurde, war eine Freundin von mir (Kanadierin mit indischen Wurzeln) völlig in Tränen aufgelöst.
Und ich habe mir überlegt, wie ich erstmal nach 16 Jahren aus den USA nach Deutschland zurückziehe, ohne meine Green Card zu verlieren.

Satire, transfeindlichkeit 

@mcfly @leah

„134

Juvenals Irrtum. - Schwer, eine Satire zu schreiben. Nicht bloß weil der Zustand, der ihrer mehr bedürfte als je einer, allen Spottes spottet. Das Mittel der Ironie selber ist in Widerspruch zur Wahrheit geraten. Ironie überführt das Objekt, indem sie es hinstellt, als was es sich gibt, und ohne Urteil, gleichsam unter Aussparung des betrachtenden Subjekts, an seinem Ansichsein mißt. Das Negative trifft sie dadurch, daß sie das Positive mit seinem eigenen Anspruch auf Positivität konfrontiert. Sie hebt sich auf, sobald sie das auslegende Wort hinzufügt. Dabei setzt sie die Idee des Selbstverständlichen, ursprünglich der gesellschaftlichen Resonanz voraus. Nur wo ein zwingender Consensus der Subjekte angenommen wird, ist subjektive Reflexion, der Vollzug des begrifflichen Akts überflüssig. Der bedarf des Beweises nicht, welcher die Lacher auf seiner Seite hat. Historisch hat demzufolge die Satire über Jahrtausende, bis zum Voltaireschen Zeitalter, gern mit Stärkeren es gehalten, auf die Verlaß war, mit Autorität. Meist agierte sie für ältere, durch jüngere Stufen der Aufklärung bedrohte Schichten, die mit auf geklärten Mitteln ihren Traditionalismus zu stützen suchten: ihr unverwüstlicher Gegenstand war der Verfall von Sitten. Darum präsentiert sich, was einmal als Florett fuchtelte, den Nachgeborenen durchweg als plumper Knüppel. Doppelzüngige Vergeistigung der Erscheinung will allemal den Satiriker amüsant, auf der Höhe des Fortschritts zeigen; der Maßstab aber ist der je vom Fortschritt gefährdete, der doch soweit als geltende Ideologie vorausgesetzt bleibt, daß das aus der Art geschlagene Phänomen verworfen wird, ohne daß ihm die Gerechtigkeit rationaler Verhandlung widerführe. Die Aristophanische Komödie, in der die Zote die Unzucht bloßstellen soll, rechnete als modernistische laudatio temporis acti auf den Pöbel, den sie verleumdete. Mit dem Sieg der Bürgerklasse in der christlichen Ära hat dann die Funktion der Ironie sich gelockert. Sie ist zuzeiten zu den Unterdrückten übergelaufen, besonders wo sie es in Wahrheit schon nicht mehr waren. Freilich hat sie, als Gefangene der eigenen Form, des autoritären Erbes, der einspruchslosen Hämischkeit nie ganz sich entäußert. Erst mit dem bürgerlichen Verfall hat sie zum Appell an Ideen von Menschheit sich sublimiert, die keine Versöhnung mit dem Bestehenden und seinem Bewußtsein mehr duldeten. Aber sogar zu diesen Ideen zählte Selbstverständlichkeit: kein Zweifel an der objektiv-unmittelbaren Evidenz kam auf; kein Witz von Karl Kraus zaudert in der Entscheidung darüber, wer anständig und wer ein Schurke, was Geist und was Dummheit, was Sprache und was Zeitung sei. Solcher Geistesgegenwart verdanken seine Sätze ihre Gewalt. Wie sie, im blitzschnellen Bewußtsein des Sachverhalts, mit keiner Frage sich aufhalten, so lassen sie keine Frage zu. Je emphatischer jedoch die Kraussche Prosa ihren Humanismus als invariant setzt, um so mehr nimmt sie restaurative Züge an. Sie verdammt Korruption und Dekadenz, den Literaten und den Futuristen, ohne vor den Zeloten geistigen Naturstandes etwas anderes vorauszuhaben als die Erkenntnis von deren Schlechtigkeit. Daß am Ende die Intransigenz gegen Hitler nachgiebig gegen Schuschnigg sich zeigte, bezeugt nicht Schwäche des Tapferen, sondern die Antinomie der Satire. Diese braucht, woran sie sich halten kann, und der den Nörgler sich nannte, beugt sich ihrer Positivität. Noch die Denunziation des Schmocks enthält, neben ihrer Wahrheit, dem kritischen Element, etwas von dem common sense, der nicht leiden kann, daß einer so geschwollen daherredet. Der Haß gegen den, der mehr scheinen möchte als er ist, legt ihn aufs Faktum seiner Beschaffenheit fest. Die Unbestechlichkeit gegenüber dem Gemachten, der uneingelösten und zugleich kommerziell ausgespitzten Prätention des Geistes, demaskiert die, welchen es mißlang, dem gleichzuwerden, was als Höheres ihnen vor Augen steht. Dies Höhere ist Macht und Erfolg und offenbart sich durch die verpfuschte Identifikation selber als Lüge. Aber es verkörpert dem Faiseur stets zugleich die Utopie: noch die falschen Brillanten strahlen vom ohnmächtigen Kindertraum, und dieser wird mitverdammt, weil er scheiterte, selber gleichsam vors Forum des Erfolgs zitiert. Alle Satire ist blind gegen die Kräfte, die im Zerfall freiwerden. Daher hat denn der vollendete Verfall die Kräfte der Satire an sich gezogen. Der Spott der Führer des Dritten Reichs über Emigranten und liberale Staatsmänner, dessen Gewalt einzig noch die brachiale ist, war der letzte. Schuld an der Unmöglichkeit von Satire heute hat nicht, wie Sentimentalität es will, der Relativismus der Werte, die Abwesenheit verbindlicher Normen. Sondern Einverständnis selber, das formale Apriori der Ironie, ist zum inhaltlich universalen Einverständnis geworden. Als solches wäre es der einzig würdige Gegenstand von Ironie und entzieht ihr zugleich den Boden. Ihr Medium, die Differenz zwischen Ideologie und Wirklichkeit, ist geschwunden. Jene resigniert zur Bestätigung der Wirklichkeit durch deren bloße Verdopplung. Ironie drückte aus: das behauptet es zu sein, so aber ist es; heute jedoch beruft die Welt noch in der radikalen Lüge sich darauf, daß es eben so sei, und solcher einfache Befund koinzidiert ihr mit dem Guten. Kein Spalt im Fels des Bestehenden, an dem der Griff des Ironikers sich zu halten vermöchte. Dem Stürzenden schallt das Hohngelächter des tückischen Objekts nach, das ihn entmächtigte. Der Gestus des begriffslosen So ist es ist genau der, den die Welt einem jeglichen ihrer Opfer zukehrt, und das transzendentale Einverständnis, das der Ironie innewohnt, wird lächerlich vor dem realen derer, die sie zu attackieren hätte. Gegen den blutigen Ernst der totalen Gesellschaft, die ihre Gegeninstanz eingezogen hat als den hilflosen Einspruch, den ehedem Ironie niederschlug, steht einzig noch der blutige Ernst, die begriffene Wahrheit.“

emma.de/artikel/viele-geschlec
Gruß vom Küchenpersonal⁸ aus dem Bebenhausener Asyl für Obdachlose¹⁸ Intellektuelle⁸³:

Theodor W. Adorno, Minima moralia:

8. Wenn dich die bösen Buben locken
copyriot.com/sinistra/reading/

18. Asyl für Obdachlose
copyriot.com/sinistra/reading/

83. Vizepräsident
copyriot.com/sinistra/reading/

134. Juvenals Irrtum
Theodor W. Adorno, Minima moralia copyriot.com/sinistra/reading/

@mike805
cc:
@tatzelbrumm@tuebingen.network @freemo @SameGirlie @volkris
@mike805

Well, that's a dangerously oversimplified view of history.
Both in Germany and in Japan, lots of thoroughly evil people remained law abiding citizens, only the laws (the evil version of which some of them had written and enforced pre-1945) had changed a little.

The Critical Theory founders who had found exile in the USA were quite appalled that ordinary, decent people could get into a collective frenzy and become rabid monsters, and then go back to becoming ordinary people again,
and did some serious research on this kind of authoritarian personality.

See
en.wikipedia.org/wiki/The_Auth
for starters,
and
youtu.be/TjDEsGZLbio
for a reminder of a particularly noteworthy specimen.

If you actually read Adorno et al.'s book,
you'll be able to do your own critical thinking about Critical Theory, and not just regurgitate slogans that originate mostly from those for whom the classification as "authoritarian personality" is unsettlingly accurate to this very day,
cf. Donald Trump and his unwavering supporters.

@ljrk
For the accurate and experimentally proven answer to the
Question:
What is the most effective pentesting device?

Answer:
A pen
is.

you get cancelled in woke circles for telling a truth that doesn't fit into the prevalent narrative.

@mike805
cc:
@freemo @SameGirlie @volkris
How, do you come to the conclusion that the Frankfurt School led to the current US educational madhouse?

I'm puzzled because I have found an Asylum for the Homeless¹⁸ Intellectual⁸³
(more like "The Outside of the Asylum"
[hitchhikers.fandom.com/wiki/Th])
from an educational system gone mad after Reagan put the wrecking ball to it.

And I'm even extensively quoting (Old) Frankfurt School luminary Theodor W. Adorno
for the contemporary Frankfurt School headmistress in the kitchen downstairs:
facebook.com/photo.php?fbid=10
[might be shadowbanned by Facebook]:

Just for ¹⁹⁹⁵:

In your Refuge for the Homeless¹⁸
let yourself be inspired by the Hausgeist
[English: house spirit, Latin: genius loci]
to consult Theodor W. Adorno's Minima Moralia
"8. If bad boys should tempt you"⁸,
to open the cookbook of a famous aunt on page 8
to get a reference to yet another cookbook*,
whose existence illustrates the problem
that bad boys think that women belong in the kitchen,
and by an extremely serendipitous coincidence,
on the title page, you find the name of her bad boy nephew.

* booklooker.de/B%C3%BCcher/Ange

8. If bad boys should tempt you. – There is an amor intellectualis [Latin: abstract love] for the kitchen staff, the temptation for those who work theoretically or artistically, to relax the intellectual [geistigen] claim on oneself, to lower one’s niveau, to follow all manner of platitudes in the matter [Sache] and expression, which one had rejected as an alert appraiser. Since no categories, not even that of cultivation [Bildung: education], can be proscribed to intellectuals anymore, and a thousand demands of hustle and bustle endanger the concentration, the effort of producing something with a measure of integrity is so great, that scarcely anyone is still capable of it. The pressure of conformity, which burdens everyone who produces something, furthers lowers their demands on themselves. The center of intellectual [geistigen] self-discipline as such is understood to be disintegrating. The taboos which comprised the intellectual [geistigen] stature of a human being, often sedimented experiences and unarticulated recognitions, direct themselves continuously against one’s own impulses, which one learned to condemn, which however are so strong, that only an unquestioning and unquestionable juridics [Instanz] can halt them. What applies to the life of the instinctual drives, applies no less to the life of the mind: the painter and composer, who forbid themselves the use of this or that color combination or chord contrast as kitschy, the author who finds that a linguistic configuration gets on their nerves as banal or pedantic, react so forcefully because there are layers within them which are drawn by such. The rejection of the hegemonic overgrowth of culture presumes that one has participated enough in the latter to feel it in one’s fingertips, as it were, simultaneously drawing from this participation the forces to dismiss it. These forces, which make their appearance as such in individual resistance, are for that reason by no means of a merely individual sort. The intellectual conscience, in which they are integrated, has a social moment so much as the moral superego. It crystallizes in the conception [Vorstellung] of the right society and its citizens. If this conception is set aside – and who could still blindly subscribe to it – then the intellectual compulsion towards the bottom loses its inhibitions, and all the junk which the barbaric culture has left behind in the individuated [Individuum] comes into view: half-education, laxness, cloddish trustfulness, shoddiness. Mostly it is rationalized as humanity, as the wish to make oneself understandable to other human beings, as cosmopolitan responsibility. But the sacrifice of intellectual self-discipline is borne far too easily, to really believe that it is indeed one. This is drastically evident when observing intellectuals whose material situation has changed: as soon as they have convinced themselves even the slightest bit that they must earn a living by writing and nothing else, they send the same junk into the world, down to the last nuances, which in their lusher times they once denounced with the utmost ferocity. Entirely like formerly wealthy emigres, who can finally be as greedy in foreign lands as they always wanted to be at home, so do those who are impoverished in Spirit [Geiste] march enthusiastically into the hell, which is their heaven.
[criticaltheoryresearchnetwork.]

18. archinect.com/forum/thread/147

83. versobooks.com/en-gb/blogs/new

1995. en.wikipedia.org/wiki/Fuzzing#

@lilithsaintcrow
Hell is other people's APIs.

And the probability of some undocumented and unforeseen interaction between imperfectly thought-out APIs grows with the factorial of their number.

@davidbrin Maybe add a tactile experience to the all-senses intermediated reality experience?
youtu.be/YgYEuJ5u1K0

@freemo
Well, that makes for a nice toy …
but at whom do you want to take aim more accurately?

@maltman23
What's a Superbooth (and when and where), anyhow?

@freemo @realcaseyrollins
More like maximizing profits by diminshing utility,
vulgo: enshittification.

@freemo
from a game-theoretic point of view, the game is to make profit by generating artificial scarcity.
I think @pluralistic refers to this as
"Chokepoint Capitalism"
and
"enshittification".

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